Berger des Pyrénées / Pyrenean Shepherd Dog / Pyrenäen Hütehund
Historische Fotos / Dokumente Berger des Pyrénées
Es war einmal… in den Pyrenäen:
1827:
Die bislang älteste Darstellung eines Berger des Pyrénées – es sind zwar keine Einzelheiten zu erkennen, aber der topographische Rahmen (bei Luz-St. Sauveur) und die ursprüngliche Verwendung des BdP sowie sowohl die geringe, typische Widerristhöhe und die kupierten, aufrecht stehenden Ohren und die belassene, nicht sehr lange Rute als auch die aktive, bewegungsfreudige Haltung des Hundes sprechen für die Annahme, dass hier ein BdP bei der Arbeit beobachtet und im Bild festgehalten wurde! Zumal die Ziegen typische Pyrenäen-Ziegen sind, schwarz und relativ langhaarig: Der Künstler hatte einen präzisen Blick für Details! Es gibt weitere pyrenäische Bilddokumente aus dieser frühen Zeit des 19. Jahrhunderts, von demselben Künstler, auf denen äußerst ähnliche kleine Hunde zu sehen sind – ich denke, es ist legitim, diese Hunde auch als BdP zu identifizieren, auch wenn der Hütekontext fehlt… Immerhin ist der Lithograph dieser Bilder ein echter Pyrenäe: Paul Jean-Pierre Gélibert wurde am 29.04.1802 geboren in La Force und starb am 24.09.1882 in La Barthe-de-Neste.
1834:
Die bislang drittälteste Darstellung eines Berger des Pyrénées stammt von Thomas Allom (13. März 1804 – 21. Oktober 1872) – ein englischer Architekt, Künstler und Illustrator. Er war Gründungsmitglied einer Architekten-Vereinigung, aus der später das Royal Institute of British Architects (RIBA) hervorging. Er zeichnete zahlreiche Gebäude von London. Er war ebenfalls bekannt für seine topographischen Zeichnungen, z.B. Constantinople and the Scenery of the Seven Churches of Asia Minor, veröffentlicht 1838, und China Illustrated, veröffentlicht 1845. Wir können uns also darauf verlassen, dass die Darstellungen von Thomas Allom wirklichkeitsgetreu sind!
1840: Cabaret dans les Pyrénées (Un jour pluvieux) – Dorfgasthof in den Pyrenäen
von Thomas Allom (1804-1872):
1830/31:
1840:
1843:
1843:
1843:
1855-1856:
Alfred Dartiguenave: Une famille à Barèges…
1993:
Jacques Coly, Les Chiens de Berger Pyrénéens, 2004, Villecresnes
185?:
1891:
Abbé F. Capdevielle, Histoire de la Vallée d’Ossau, 1891:
Le troupeau de brebis se compose généralement de 60 têtes, dont 10 agnelles, le bélier et le chien labri…Die Schafherde (im Ossau-Tal) setzt i.A. zusammen aus 60 Tieren, darunter 10 Lämmer, dem Bock und dem Labri = Berger des Pyrénées…
1893:
Pierre Mégnin erwähnt zum ersten Mal die Existenz des Berger des Pyrénées in der Liste der Hütehunde Frankreichs; Société Nationale d’Acclimatation
1895:
1892: L’Éleveur, 06.11.1892 – erstes offizielles und fehlerhaftes Porträt des BdP in dieser Zeitschrift:
1897:
Erster Entwurf eines Standards durch den Comte de Bylandt – dieser Entwurf erwähnt zwar im Titel den Berger des Pyrénées, befasst sich aber mit einem Hund, dessen Widerristhöhe angegeben wird mit 65 bis 70 cm… Da der Graf im selben Jahr einen Standardentwurf für den Pyrenäen-Berghund vorlegt, handelt es sich offensichtlich beim angeblichen Berger um den Bouvier des Pyrénées…
1897: L’Éleveur 03.01.1897 – kurze Erwähnung des BdP bezüglich der Farbe Schiefergrau
1898: L’Éleveur, 24.07.1898 – zweites offizielles und wiederum fehlerhaftes Porträt des BdP in dieser Zeitschrift:
190?: Ein junger Hirte hält seinen treuen Freund zurück, einen Labrit – „Labrit“ ist eine südfranzösische Bezeichnung für den kleinen Hütehund; jede Region hatte ihren spezifischen Labrit; sprach man also in den zentralen und westlichen Pyrenäen vom „Labrit“, dann meinte man einen Berger des Pyrénées (während man den Berger des Pyrénées im Département Ariège und in den östlichen Pyrenäen Farou nannte), sprach man in den Cévennen vom „Labrit“, dann meinte man einen Berger des Cévennes, ebenso im Zentralmassiv, in der Provence und in der Dauphiné verstand man unter Labrit / Labry oder Labri den dort ansässigen Hütehund und nicht den Berger des Pyrénées… Daneben gab es aber tatsächlich eine Hütehundrasse, die „Labrit“ genannt wurde und deren Verbreitungsgebiet die Chalosse, die Grande Lande, das Armagnac und das Bazadais umschloss mit dem Zentrum in Labrit, Hauptort des CantondesLandes bei Mont-de-Marsan… Diese Hütehundrasse war deutlich schwerer als der Berger des Pyrénées: Im nicht-offiziellen Standard werden 20-25 kg für die Rüden und 15-20 kg für die Hündinnen angegeben.
19??
Bedous, rue Gambetta – 19??:
1900-1940:
1905-1918:
1916:
Der Berger des Pyrénées wird vom „Service des chiens de guerre“ als Verbindungshund und als Sanitätshund eingesetzt.
1918:
1919: 1. Januar 1919, Bulletin Officiel de la Société Centrale Canine, France: Pierre Poey stellt die Rasse Berger des Pyrénées vor – mit eigenwilligen Herkunftstheorien und eigenwilliger Illustration: Ein traditioneller FaceRase wird von ihm als Langhaar-Berger deklariert, ein Piémont als FaceRase… Dass Poey auch wirkliche Langhaar-Berger kannte und auch im eigenen Besitz hatte, zeigt das Foto von Mouche ( s.u.). Poey lebte in Pau und belieferte die französische Armee 1914-1918 mit ca. 2.000 (!) Berger des Pyrénées als Sanitäts- und Verbindungshunde. Zusammen mit Bernard Sénac-Lagrange war er hauptverantwortlich für den Standard von 1923.
1919 – 1921:
In diesem Zeitraum beginnen drei Züchter mit der Zucht im Livre généalogique: Pierre Pouey in Pau (64), Léon Lamaignère in Bazet (65) und Bernard Sénac-Lagrange in Auch (32). Sie beginnen mit typischen Hunden, die sie im Gebirge bei Hirten erwerben.
1921:
Gründung des ersten Vereins und erster detaillierter Standard. Im Juni erste Teilnahme der Rasse an einer Hundeausstellung, und zwar in Toulouse.
1923:
Gründung der RACP = Réunion des Amateurs de Chiens Pyrénéens. Endgültige Formulierung des Standards.
1925:
Anerkennung der Rasse durch den Club Francais du Chien de Berger.
1926:
Offizielle Anerkennung des Berger des Pyrénées durch die Société Centrale Canine und durch das Ministère de l’Agriculture. Die Rasse ist zur Teilnahme am Concours Général Agricole in Paris berechtigt.
1930er Jahre:
1950er Jahre:
Georges-Louis Leclerc de Buffon(1707-1788):
Histoire naturelle, générale et particulière, avec la description du Cabinet du Roy. 15 Bände, Imprimerie Royale, Paris 1749–1767 (von Buffon und Daubenton).
Zum Hütehund gibt es je nach Ausgabe leicht unterschiedliche Illustrationen – nicht wenige wollten in diesem Typ des Hütehundes einen BdP à Face Rase erkennen:
18??:
1830 – zwei kleine Hunde auf der Brücke Pont d’Espagne bei Cauterets…
Das erste Bilddokument eines BdP – die Lithographie von Alfred Dartiguenave (1821-1885):
Costumes des Pyrénées (1855), dessinés d’après nature par Alfred Dartiguenave. Lithographiés par V. Adam…
Eugène Gayot, 1867:
Gayot vergleicht auf den S. 168-169 die Arbeitsweise des Herdenschutzhundes und des Hütehundes am Beispiel des Pyrenäen-Berghunds und des kleineren Hütehundes – ob er mit letzterem den BdP meint oder den generell kleineren Hütehund (im Vergleich zum Herdenschutzhund) bleibt unklar:
Pierre Mégnin, Le Chien de Berger des Pyrénées, in: L’Éleveur – journal hebdomadaire illustré de zoologie appliquée, de chasse, d’acclimatation et de la médecine comparée des animaux utiles, N° 410, 6 novembre 1892, S. 533-534
Pierre Mégnin, Le chien et ses races, Bd. 4, 2. Auflage, Paris 1900:
Heinrich Zimmermann, Lexikon der Hundefreunde, Band 2, Berlin 1934, 850-853:
BdP der 1920er Jahre:
1925: L’Éleveur 17.08.1925 – J. Dhers berichtet von der Ausstellung in Paris am 19.04.1925: Dhers warnt, dass bei der Haltung des BdP vornehmlich in der städtischen Wohnung die Fellqualität nicht leiden darf: Weiches Fell ( mou ) sei auf jeden Fall zu vermeiden! Ebenso dürfe das Temperament des BdP nicht gedämpft werden… Ich erinnere mich an eine Ausstellung, bei der Mansencal die BdP richtete und zuerst alle Hunde im Ring anfasst, um bei jedem Hund auszurufen: Mou ! Der Auftritt entbehrte nicht einer unfreiwilligen Komik, zumindest für den deutschen Zuschauer und Zuhörer…
1926 – Das Jahr der Anerkennung des BdP durch die Société Centrale Canine. J. Dhers stellt im L’Éleveur vom 14.03.1926 den BdP vor:
Ebenfalls 1926: Bernard Sénac-Lagrange ärgert sich über die Unterstellung, der BdP stamme vom Briard ab…
1927: BSL antwortet am 02.06.1927 auf eine Umfrage des Herausgebers der Zeitschrift L’Éleveur zur Lage der Kynologie in Frankreich: Fortschrittliche Entwicklung nur im quantitativen und ökonomischen Aspekt; Massenproduktion gefährdet die Qualität; außerhalb der Pyrenäen gibt es einen Hütehund, der im Typ des Beauceron steht, der nur kleiner und sehr viel leichter ist. Kein Wunder, dass man damals Schwarz-Lohfarben beim BdP für ein Ergebnis der Einkreuzung dieses Mini-Beaucerons hielt…
1928: BSL räumt im L’Éleveur vom 26.02.1928 mit einigen falschen Vorstellungen über den BdP auf:
Ebenfalls 1928 berichtet Paul Mégnin 24.06., der Herausgeber der Zeitschrift L’Éleveur, von der Ausstellung in Lyon am 09./10.06.1928. Er erwähnt Farou de l’Adour und kritisiert an ihm die geringe Widerristhöhe sowie die Fellpolster:
BdP der 1930er Jahre:
1933 – Der damalige Standard:
1933:
1935:
1935: Eine Anmerkung zu den Ruten im L’Éleveur vom 06.01.1935 von Dr. vet. Hérout, dem Schwiegervater von Dr. vet. Luquet, einem berühmten Zuchtrichter und Autor von Standardwerken zu den französischen Hütehundrassen.
3. April um 22:49 · Photo offerte à Maître Ollivier par G. Ledormeur en Septembre 1945 Cabane du Pailha – Gavarnie. Photo prise avec son célèbre Kodak 9x9Maïté avec le berger, sa petite fille et le chien. En toile de fond : Brèche de Roland, Sarradets, Taillon et Gabiétou
Cauterets 1950:
André Perrot war ein bedeutender Züchter – seine Zuchtstätte „du Hic“ fand sich in zahlreichen Ahnentafeln – in den 1950er und 1960er Jahren und ein Konkurrent von Guy-J. Mansencal: Der berühmte Zuchtrichter Jean Janicot zog auf einer Ausstellung in Paris Perrots Deckrüden Sam du Hic dem von Mansencal präsentierten Soulor de l’Estaubé vor… In einem Beitrag zur Zeitschrift „L’Éleveur“ porträtiert Perrot 1950 den BDP – das Modell für die Zeichnung ist Urielle de Montmartel:
Bernard Sénac-Lagrange, Gründer und erster Präsident der RACP von 1923 bis zu seinem Tod 1954, züchtete bis 1930 BdP in seiner Zuchtstätte „de Lucvielle“, bis er die Zucht an seine Frau Emma abgab. Er war der einflussreichste Standard-Autor in der Geschichte der Rasse.
Pierre Poey gehörte zu den Autoren des ersten FCI-Standards (1923-1926) und stand in Korrespondenz mit Bernard Sénac-Lagrange, dem ersten Vorsitzenden der RACP. Poey züchtete meist den Typ von Arbazzie, der das Modell für den Standard war. Die Fotos hat Pierre Poey gemacht, aber es ist nicht sicher, dass alle diese Hunde auch in seinem Besitz waren – einige gewiss…
L. Barret war von Beruf Fotograf – und als Züchter von BdP mit der Zuchtstätte des Gaves aktiv von ca. 1915 bis ca. 1935, er gehörte keinem der beiden frz. Zuchtvereine für BdP an; Nanouk de Turon prägt den Typ der Zuchtstätte, der zwischen dem Typ von Arbazzie und dem Typ von Bagnères steht: Die perfekte Synthese, die Vorbild sein sollte für alle Langhaar-Züchter. Beachtenswert sind auch die Verwandtschaftsverhältnisse: Nanouk ist Vater von Grisette und mit ihr Vater von Izard, gleiches gilt für Aspic…
M. Dardignac
Im Jahrbuch von 1948 der RACP wird die Zusammensetzung der einzelnen Zuchtstätten aufgelistet – hier die der Zuchtstätte „de Turon“ von M. Dardignac in Bagnères-de-Bigorre:
M. Jomini
Emma Sénac-Lagrange, die Frau des RACP-Gründers Bernard Sénac-Lagrange, führte die Zucht ihres Mannes, „de Lucvielle“, in ihrer Zuchtstätte „des Fontanettes“ fort; sie bildete das Scharnier von den 1930er Jahren durch die Kriegszeit zu den 1950er Jahren. Unter großen persönlichen Opfern rettete sie ihre Hunde über die Kriegszeit hinweg.
Mme und M. Frei leiteten den anderen französischen Verein in den späten 1940er Jahren vor dem Zusammenschluss der beiden Vereine ; aus ihrer Zuchtstätte „de la Pastorale“ kamen einige Scharnierhunde der Rassegeschichte, auch wenn die Hunde auf den ersten Blick nicht so spektakulär wirken.
Eine ihrer ersten Zuchthündinnen war Quarina de Baigorry:
Mme Perdrizet = „de la Miche“ züchtete in der Nähe von Paris in den 1950er und 1960er Jahren:
André Perrot züchtete mit dem Affix „du Hic“ in der Nähe von Paris von den 1950er bis zu den 1970er Jahren:
J.A. Sabouraud züchtete in den 1950er und 1960er Jahren BdP in seiner Zuchtstätte „de Fleurac“; er war auch in jener Zeit Sekretär der RACP, sein Nachfolger wurde Guy-J. Mansencal.
Pierre Fontaine führte zeitgleich mit Mansencal die Fleurac-Linie weiter, stützte sich aber auch auf die Hunde von Pariser Züchtern:
Marie Clavères züchtete zeitgleich mit Pierre Fontaine und Guy-J. Mansencal; auch sie stützte sich dabei auf die Zucht von Emma Sénac-Lagrange mit ihrer ersten Hündin Payolle des Fontanettes, ihr erster Rüde Niki kam von Henri Pouey, dem Züchter unserer ersten Hündin Nicki:
Guy-J. Mansencal begann seine Zucht mit Hündinnen von Dr. Camps; er stützte sich auch auf die Vorarbeit von J.-A. Sabouraud. Mansencal wurde der einflussreichste Züchter der Rassegeschichte…
Dr. Etta Candiani war mit ihrer Zuchtstätte „dell’Anty“ die erste BdP-Züchterin in Italien – wir haben eine Zeitlang eng kooperiert:
Alexandre-Gabriel Decamps (1803-1860), ein Bild aus dem Jahr 1843 zeigt einen Schäfer mit zwei Hunden und seiner Herde (Höhe 79 cm, Breite 115 cm), einer der Hunde kann als Hütehund interpretiert werden – die Szene spielt in einer Phantasielandschaft und kann nicht ohne weiteres auf die Pyrenäen bezogen werden; sie zeigt lediglich den Größenunterschied zwischen dem Hütehund rechts und dem Herdenschutzhund (beim Schäfer):
David Hancock zeigt in seinem Beitrag „Lauding the Labrit“ einige historische Fotos von echten Labrits, aber auch von echten BdP:
Es war einmal… im franko-kantabrischen Gebiet – also in der Nachbarschaft der Pyrenäen:
In den Landes, südlich von Bordeaux:
Im Baskenland:
In Aragon – um 1920:
In Cantabria:
Es war einmal… in den USA – baskische Hirten emigrierten mit ihren Hütehunden in die USA und fanden dort im Norden und Westen Arbeit. Mr. Bair und einer seiner pyrenäischen Hütehunde – um 1930: